Seit 2023, und verstärkt seit der Verhaftung von Daniela Klette im Februar 2024,
verschicken die Staatsanwaltschaft Verden und die Bundesanwaltschaft in Karlsruhe
immer mehr Zeugenladungen in den Verfahren gegen Daniela, Burkhard Garweg und
Volker Staub.
Uns sind bis jetzt über zwanzig bekannt. Davon gingen allein zwölf an ehemalige RAF-
Mitglieder, die alle zwischen 10 und 26 Jahren im Knast waren und heute über 70 Jahre alt sind. Ebenfalls ist der Wohnsitz in der Hamburger Hafenstraße, egal wie lange her,
mehrmals Grund für eine Ladung gewesen. Und es gab, soweit wir wissen, zwei
Hausdurchsuchungen in Hamburg in diesem Zusammenhang.
Die Staatsanwältin Marquardt in Verden tut sich dabei besonders hervor. Zu einer der
Hausdurchsuchungen in Hamburg, bei der der Betroffene stundenlang unter Druck
gesetzt wurde – er sollte sich vernehmen lassen, dann würde die Durchsuchung
abgebrochen – war sie extra angereist.
Von einigen der ehemaligen RAF-Mitglieder wollte sie, dass sie Burkhard Garweg und
Volker Staub auffordern, sich so bald wie möglich zu stellen: “wir wollen doch kein zweites Bad Kleinen“.
In Bad Kleinen wurde Wolfgang Grams 1993 erschossen.
Inzwischen reicht es auch schon, Daniela besucht zu haben, um eine Zeugenladung zu
kriegen, oder zuletzt sogar, einen Antrag für einen Besuch bei ihr gestellt zu haben.
Das Mittel der Zeugenladung wird als Abschreckung, Besuche zu beantragen, genutzt
und die Isolation dichter gemacht. Bei fünf Personen, die Daniela Klette besuchen bzw
einen Besuchsantrag gestellt haben, wurde das bisher gemacht.
Wir kennen in den letzten Jahren/Jahrzehnten die immer wiederkehrenden Ladungswellen gegen ehemalige RAF-Mitglieder und gegen Antifas bei Ermittlungsverfahren. So breit wie möglich Infos zu fischen, irgend etwas wird schon dabei raus springen, aber auch die Stimmungen zu erfahren, wer tickt wie, wie sind die Leute drauf, auch für eine Einschätzung der Solidarität für den kommenden Prozess, ist sicher der Zweck davon.
Zeugenladungen sind Repressionsmittel, grundsätzlich um Aussagen zu erzwingen, um
zum Denunzieren aufzufordern, Druck durch Bußgeld oder Beugehaft zu machen,
also gegen ein solidarisches Verhalten.
Es kann nur eins dagegen geben – Solidarität untereinander und mit den Gefangenen.
Auch in Zeiten, in denen nur noch wenige politisch organisiert sind, in denen das, worum es geht, die Aktivitäten, weit zurück liegen, ist es möglich eine politische Grundhaltung zu haben oder sich wieder anzueignen.
Macht keine Aussagen, redet nicht mit den Bullen und den Staatsanwälten.
Jede Lücke unter uns, jede Vereinzelung, jede noch so banale Aussage ermuntert die
Staatsanwaltschaft zu weiteren Ladungen.
Macht klar, dass ihr euch nicht vereinzeln lasst, indem ihr mit Freund:innen hingeht, lasst euch begleiten, macht die Ladung bekannt, geht zur Roten Hilfe oder zum
Ermittlungsausschuss, lasst euch beraten und unterstützen, auch anwaltlich.
Das ist eine materielle Hilfe, aber auch moralische Unterstützung – “Niemand ist allein“ –
In der radikalen Linken gibt es seit vielen Jahrzehnten erprobte Netzwerke, Methoden,
Kenntnisse, Unterstützungstools dazu.
Nutzt sie.
Solidarische Freund:innen, November 2024
Äuflösungserklärung
Wir haben uns als letzte Verbliebene in der zusammengeschmolzenen Gruppe Perspektive Solidarität Hamburg im Februar 2024 als Gruppe aufgelöst. Über die Gründe dafür gibt es unterschiedliche Sichtweisen, was wir an dieser Stelle aber erst einmal so stehen lassen können.
Wir werden diese Webseite aber weiterhin als Plattform für Artikel von Einzelnen von uns nutzen, die dann aber alle nicht mehr im Namen der Gruppe PeSo veröffentlicht werden.
Rabe-Jaspis und Dancing Bull
Wir wurden gelöscht…
Unser alter Blog bei XXXXXXXXXX war ab dem 12.11.23 nicht mehr erreichbar und nach einigen Tagen bekamen wir von den Admins dann die Antwort auf unsere Fragen nach dem Warum: Sie hätten einen Verstoß gegen ihre Richtlinien in Bezug auf die Offenheit gegenüber rechtsextremer Ideologie festgestellt und sähen auch keine Notwendigkeit, dies weiter mit uns zu diskutieren, da unsere politische Einstellung beim Lesen des Blogs offensichtlich wäre.
Wer lesen (und verstehen) will, möge sich unsere bisher veröffentlichten Texte ansehen und selber entscheiden: Die meisten unserer Texte haben wir auch hier auf die neue Seite gestellt (Eigene Texte).
Wir vermuten, dass diese Diffamierung aus einem politischen Konflikt am Rande unserer Strukturen initiiert wurde, da dieser Streit wenige Tage vor unser Löschung weiter eskalierte. Auf einen größeren Zusammenhang bezogen wollen wir darauf noch gesondert eingehen.
Bis dahin brauchen wir Zeit, um diese Seite wieder neu aufzubauen, da wir uns dummerweise teilweise anstelle eines Backups auf die Solidarität jener Admins verlassen hatten. Zeit (und Kraft), die uns bis dahin für unsere sonstige politische Arbeit fehlt.
Mit solidarischen Grüßen an unsere Freund*innen,
Perspektive Solidarität, Hamburg